Wie die Kulturvereinsverantwortlichten bemerken, haben auch Schindeln ein Verfallsdatum. Es gab eindeutige Wassereintrittsspuren im Inneren des Kulturguts. Nach rund 45 Jahren quittierten diese ihren vorgesehenen Dienst, ließen Wasser durch oder wurden gar vom Wind verfrachtet.
Kurz ein paar Eckdaten:
Ein Troadkasten diente den Bauern früher zum Lagern des Getreides. Dieser stand meistens etwas abseits des Bauernhauses, damit im Falle eines Brandes das Getreide verschont blieb, um Futter für die Tiere und Saatgut zu erhalten. Der Troadkasten im Moorbad stand ursprünglich beim Gruber in Saalach, gegenüber von der Familie Ennser. Der Hof wurde verkauft und abgerissen und der Troadkasten ins Moorbad übersiedelt. Laut ZeitzeugenInnen fand dies in den Siebzigerjahren statt. Der genaue Zeitpunkt ist unbekannt. Der Troadkasten wurde in die damaligen Museen des Moorbades mit bäuerlichen Gerätschaften eingegliedert und bei Führungen den Kurgästen zugänglich gemacht, was auch heute noch auf Wunsch so passiert.
Der Bad Wimsbacher Troadkasten ist seit 2016 im OÖ Musemsverbund eingegliedert und ist dort als Freilichtmuseum angeführt. Dieser damalige weit gedachte Schritt des Kulturvereins macht sich spätestens jetzt bezahlt. Denn erst dadurch bestand die Möglichkeit, die Sanierung über das Land Oberösterreich mitfinanzieren zu lassen.
Besichtigung mit Führung:
Das landwirtschaftliche Kulturgut samt Inhalt kann ganzjährig nach Vereinbarung besucht werden.
Freilichtmuseum Neydhartinger Troadkasten, 4654 Bad Wimsbach–Neydharting - Information, Anfahrt, Öffnungszeiten - Verbund Oberösterreichischer Museen (ooemuseen.at)
Traditioneller Werkstoff mit altem Handwerk sichtbar umgesetzt:
Der Kulturverein unter der Leitung von Robert Spitaler nahm die sehr arbeitsintensive Erneuerung des Daches mit der Firma Obermayr und ihrem Zimmermeister David Stürzlinger in Angriff. Die Lärchenschindeln stammen von einem Betrieb aus Bad Reichenhall. Die drei angelieferten Paletten hatten insgesamt ein Gewicht von 1,6 Tonnen, welche sich nun aufgefächert am Dach des Kulturgutes wieder finden. Inklusive dem vorgeschriebenen Gerüstauf- und -abbau dauerte die Neueindeckung acht volle Arbeitstage. Insgesamt leisteten 20 freiwillige Helferinnen und Helfer hervorragende Arbeit.
An dieser Stelle einen herzlichen Dank an alle fleißigen Helferinnen, Helfer, Unterstützerinnen und Unterstützer sowie jene, die mit Speis' und Trank während der Sanierungsphase für die Verköstigung sorgten!
Unter Anleitung eines fachkundigen Zimmermannes sowie den tatkräftigen Helferinnen und Helfern konnte das Dach somit in geplanter Zeit fertig gestellt werden. Neben dem Rückbau der alten Eindeckung wurde der Troadkasten nun auch mit einem Kaltdach versehen. Schindel für Schindel, Reihe für Reihe wurde nach vorgegebener Gangart Richtung Giebel gearbeitet. Ein langwieriger Prozess, denn eine Schindel-Dachdeckung erfordert eine dreifach Deckung. Das heißt, jede einzelne Schindel wird wieder mit 2 weiteren Lagen überdeckt. Pro Reihe ging es also immer nur 16 cm weiter nach oben! Ein gnädiger Wettergott unterstützte dabei den täglich kennbaren Arbeitsfortschritt.
Beschauliches Wimsbacher Plätzchen ist Start/Ziel für L'Historica
Ein besonderes Wimsbacher Plätzchen also, dass bis auf wenige Tage im Jahr als Naherholungsort dient. Einmal im Jahr werden die Moorgeister geweckt, denn dann dient der Platz als Hauptaustragungsort der L’Historica, einer Retro Rad Trophy bei der mit alten Rädern in historischen Gewändern das Moor – Areal und die Gemeindegrenzen von Bad Wimsbach-Neydharting umrundet werden. Eine Veranstaltung, die den Gefallen von vielen HobbyradlerInnen gefunden hat und von Jahr zu Jahr wächst. Nicht zuletzt wohl wegen der so detailgetreuen Einrichtung der Location rund um den Troadkasten. Zu Besichtigungen wird jederzeit recht herzlich eingeladen, spätestens am 02. September 2023, wenn wieder der Startschuss zur 3. L’Historica gegeben wird.
Die Verantwortlichen des Kulturvereins haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht:
Die Bemühungen um die notwendigen Fördergelder, welche vom Land Oberösterreich sehr großzügig gewährt wurden, der kostendämpfende Eigenleistungsanteil und die Zusage von Bgm. Mag. Erwin Stürzlinger, dass auch die Gemeinde sich an den Kosten beteiligen wird, machte das Projekt schlussendlich erst erfolgreich durchführbar.
Der Kulturverein ist mit Recht stolz darauf, das Schindeldach in traditioneller Ausführung - so wie es einmal war - saniert zu haben. Der mittlerweile seltene Anblick heimischer Handwerkskunst wurde schon von vielen interessierten OptimaMed Gesundheitsresort-Gästen und der Bevölkerung bewundert. Nutzen Sie einen Spaziergang oder einer Rad-Runde durchs Moorbad, um einen Blick darauf zu werfen.
Vielen Dank an den Kulturverein mit Obmann Ing. Robert Spitaler für die mühevolle Restaurierung des Daches!
