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Wenn einer 400 Jahre alten Schmiede plötzlich die Luft genommen wird!

Kaum ein Jahr vergeht in dem die Verantwortlichen der Hackenschmiede in Bad Wimsbach-Nh., nicht massiv Hand anlegen müssen. Dadurch gelingt es immer wieder, längst vergangene Handwerkskunst für Betrachter wieder lebendig zu machen. Die "Wimsbacher Hackenschmiede" verkommt so nicht zum „stillen“ Museum.


"Green Tech" zu einer Zeit, in der dieser Begriff noch gar nicht geboren war

Die Besonderheit der Wimsbacher Hackenschmiede, welche übrigens 1604 erstmals urkundlich erwähnt wurde, macht wohl vor allem der Charme der vollfunktionsfähigen, historischen Mechanik aus. Nicht Strom, keine Motoren, sondern der aus dem Wimbach mittels Wasserräder entnommene Kraftfluss treibt bei Vollbetrieb bis zu drei Wasserräder mit unterschiedlicher Größe und unterschiedlicher Funktion an.

Eine Kombination aus den wirkenden Belastungen und die widrigen Bedingungen der außen gelagerten Wasserräder, erfordern von Zeit zu Zeit Wartung und wie im aktuellen Fall eine komplette Revision, sozusagen von hinten bis vorne - raus was raus muss! Selbstverständlich inkludiet das den Austausch der ins Innere der Schmiede verbindenden und lagernden Elemente. 

Normteilbestellung - Fehlanzeige 

Viel mehr braucht es ein Herantasten an die Fertigkeiten der Handwerksleute, die schon vor ein paar hundert Jahren die Auslegungen (ohne Konstruktionsprogramme, wohl aber mit viel Bauchgefühl und Erfahrung) punktgenau trafen. Robert Spitaler und sein Team, besonders genannt seien in diesem Fall die Schmiede Josef Malfent, Tibor Stix und Walter Schindlauer, die es wieder einmal verstanden mit viel Herzblut die historische Technik zu verstehen, um sie in einem weiteren Schritt möglichst originalgetreu zu ersetzen.

Dies bedeutet neben einer Vielzahl an ehrenamtlich erbrachten Stunden, Schwierigkeiten bei der Zugänglichkeit große Lasten zu bewegen - die ganz nebenbei gut gesichert werden wollen, um nicht ungewollt in die gewohnte Rotation zu verfallen und natürlich das Arbeiten im kalten Wasser.

Luftzufuhr für die nächsten Jahrzehnte wieder gesichert

Aufgrund der getätigten Arbeiten kann die Schmiede wieder nach Luft ringen und die Essen gut befeuern. Schließlich sind zum Schmieden Temperaturen im Bereich von 1000°C erforderlich. 

Das Herzstück der Schmiede, zwei getrennt voneinander schlagende Schwanzhämmer, wurde in den letzten beiden Wintern aufwändigst überholt. Diese laufen somit wieder im Gleichklang oder eben versetzt voneinander und das erstmalig seit einigen Jahrzehnten! Je nach Lust und Laune der Schmiede, die sich in der ihnen so lieb gewonnenen Umgebung, dass ein oder andere Werkstück oder Werkzeug für die Reparaturen selbst auf die Schnelle fertigen. Wie gesagt: „Normteilbestellung (aus Fernost) Fehlanzeige“!

Vielen Dank an das Schmiede-Team für die vielen freiwilligen Stunden, um das historische Kleinod so lebendig zu halten!

Wimsbacher Hackenschmiede
Robert Spitaler (Obmann Kulturverein), Tibor Stix und Josef Malfent haben wieder einige Stunden Zeit, Hirnschmalz und Kraft investiert. So bleibt die volle Funktionsfähigkeit der über 400 Jahre alten "Wimsbacher Hackenschmiede" gegeben. (Fotos: Kulturverein)
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Wie kann das alles wieder laufen?
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Komplette Erneuerung und Wartung - ohne Ersatzteile aus Fernost - wohlgemerkt!
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Hiermit wird der Blasbalg angetrieben.